ZDF in der Kritik: Manipulation und politischer Einfluss
Das ZDF steht in der Kritik. Zwei ganz unterschiedliche Geschichten werden gerade in den Medien berichtet: Zum Ersten ist da die Manipulation bei der Sendung „Deutschlands Beste“. Wie mittlerweile der Programmdirektor des ZDF einräumte, waren die präsentierten Listen an verschiedenen Stellen manipuliert, sodass beispielsweise Frank-Walter Steinmeier deutlich nach vorne rückte, Wolfgang Schäuble dagegen nach hinten. Vor allem die geladenen Gäste der Sendung machten Plätze gut. Zum Zweiten zieht nun der SPD-Mann Thomas Oppermann in den Fernsehrat des ZDF ein, was umso heftiger auf Kritik stößt, da ein Karlsruher Urteil erst kürzlich entschieden hatte, dass das ZDF in diesem Gremium zu „staatsnah“ besetzt sei.
Das eine hat mit dem anderen unmittelbar überhaupt nichts zu tun. Die Besetzung des Verwaltungsrats betrifft die grundlegende Organisation des Senders. Bei der Manipulation von „Deutschlands Besten“ dagegen haben die Verantwortlichen einer einzelnen Sendung offenbar jede journalistische Gewissenhaftigkeit fahren lassen. Beides könnte auch als Lappalie beiseitegeschoben werden – als gäbe es nichts Wichtigeres –, wenn sich daran nicht grundsätzliche Probleme des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zeigen ließen.
Diese Manipulation beweise, so Peter Mock, den fehlenden Respekt der ZDF-Verantwortlichen. Der Zuschauer „da draußen“ werde vom ZDF nicht mehr respektiert. Man könnte eben nicht, selbst in einer insgesamt fragwürdigen Sendung mit einer fragwürdigen Umfrage, so mit den Stimmen der Zuschauerinnen und Zuschauern umgehen. Die angekündigten arbeitsrechtlichen Konsequenzen könnten, nach Mock, dieses Problem des fehlenden Respekts kaum beheben.
Stefan Niggemeier ist insgesamt nur wenig überrascht von dieser Form der Schönfärberei in den beiden Sendungen zu „Deutschlands Besten“. Eine so plumpe Manipulation hätte Niggemeier zwar nicht erwartet, aber es fügt sich eben in das Bild des Formats. Die gesamte Sendung sei eine einzige „Lobhudelei“ gewesen, wenn beispielsweise Franz Beckenbauer zur „Lichtgestalt des deutschen Fußballs“ erklärt werde. Dann verwundere es kaum noch, wenn die Liste noch etwas angepasst werde – der geladene Franz Beckenbauer machte einen Sprung von Platz 31 auf Platz 9. Die gelisteten Personen, so Niggemeier, wurden nicht in ihren Leistungen gewürdigt, sondern es gab nur „blinde blöde Verklärung“. Die Manipulation legt dieses Problem nun bloß.
Mit Journalismus hat eine solche Sendung offenbar kaum etwas zu tun. Und unter anderem dieses Problem hat Michael Spreng mit der Wahl Oppermanns in den Verwaltungsrat des ZDF. Er fragt, was Oppermann denn auszeichne, ob er ein Experte für Journalismus sei oder für Unterhaltungssendungen? Spreng sieht den einzigen stichhaltigen Grund für die Entsendung Oppermanns darin, dass er den Einfluss der SPD bzw. der Großen Koalition beim ZDF sichern könne.
Auch Ulrike Maerkel ist enttäuscht, dass hier ein Politiker und kein Medienfachmann benannt wurde. Damit verschwinde der Glaube daran, die Politik wolle wirklich mit dem Urteil aus Karlsruhe Ernst machen und den Einfluss der Politik auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verringern. Und dann schreibt Maerkel ebenfalls vom fehlenden Respekt vor den Fernsehzuschauerinnen und -zuschauern.
Die Rundfunkgebühren sollten die Sender eigentlich in beide Richtungen absichern und Unabhängigkeit garantieren: Unabhängigkeit vom Quoten- und Erfolgsdruck, aber auch Unabhängigkeit von politischer oder anderer Einflussnahme. Vor allem hierauf, auf diesen zweiten Punkt, werfen die aktuellen Berichte in den Blogs ein grelles Licht. – Der Quotendruck der öffentlich-rechtlichen Sender, freilich, ist noch eine weitere Geschichte.