Der Größte: Shakespeare zum 450. Geburtstag
Shakespeares Geburtstag jährt sich in diesen Tagen zum 450. Mal und auf zahlreichen Blogs wird er gefeiert. Shakespeare, der Größte. Ist es möglich, ihn nicht zu lieben, ihn nicht zu verehren? Kontroversen jedenfalls gibt es nicht. Seine Dramen werden noch immer gespielt, an Laientheatern und in den besten Häusern Europas, seine Sonette noch immer gelesen und übersetzt, seine Stücke für jedes neue Medium adaptiert.
Einen knappen Überblick findet man auf dem Blog literatenwelt. Die Person William Shakespeare, von der nicht einmal der genaue Geburtstag bekannt ist, bloß der Tag der Taufe, trete hinter der Wirkung seiner Werke vollkommen zurück. Vom größten Dramatiker, dessen Stücke zu den am meisten gespielten Theaterstücken weltweit gehören, ist selbst wenig bekannt. Das Werk hat die Zeit überdauert, nicht das biographische Interesse an dessen Schöpfer – so wie das den Literaturwissenschaftlern gefallen dürfte, ließe sich hinzufügen.
Auf dem Blog buchbesprechung wird anlässlich des Geburtstags auf einige geflügelte Worte hingewiesen, die auf Shakespeare zurückgehen, und sie werden jeweils in ihrem Werkkontext gezeigt. „Der Wahnsinn hat Methode“ oder „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“: Die deutsche Sprache verdankt Shakespeare und seinen Übersetzern viel. Auch die Titel vieler seiner Werke sind längst geflügelte Worte geworden, „Viel Lärm um Nichts“ beispielsweise. Shakespeare, der Sprachschöpfer, nicht allein die englische, auch die deutsche Sprache wäre ärmer ohne seine Werke. Wir reden und denken mit Shakespeare – ob wir es wissen oder nicht. Sein Einfluss präge bis heute unsere alltäglichen Formulierungen und selbstverständlich ebenso die Literatursprache, die ihn immer wieder zitiert.
Johanna Schall versucht auf dem Blog Theaterliebe, bei all diesen literarischen Leistungen Shakespeares, vor allem Shakespeare als Dramatiker hervorzuheben. Shakespeares Dramen sind zuerst Stücke, die auf die Theaterbühne gehören. Seine Texte sollen nicht leise gelesen, sondern gesprochen, geschrien oder geflüstert werden. Hinter den Figuren und ihren Reden gebe es nichts, da seien nicht die Ansichten eines Autors, die dahinter stehen, sondern die Stücke seien im besten Sinne Theaterstücke, die nur auf der Bühne ihre volle Wirkung entfalten. Ähnlich hat schon Friedrich Schiller über Shakespeare geurteilt, wie auf dem Blog friedrichschillerprojekt zu lesen ist. Genau dieser Umstand habe Schiller zuerst abgeschreckt: Er konnte den Dichter hinter den Figuren nicht sehen. Und Schiller bearbeitete – konsequent – Shakespeares Macbeth dann für das Theater.
Längst ist Shakespeare allerdings genauso im Kino Zuhause, wie Georg Seeßlen in seiner Würdigung zeigt, was nicht bedeutet, dass Shakespeares Dramen nun einfach für das Kino neu gedreht werden. Eine gute Shakespeare-Verfilmung könne beispielsweise gerade zeigen, worin die Unterschiede zwischen einer Verfilmung und einem Theaterstück bestehen. Seeßlen erinnert an großartige Verfilmungen der Stoffe Shakespeares. Zwar garantiere eine shakespearescher Stoff keinen guten Film, aber offenbar haben die Dramen Shakespeares immer wieder dazu angeregt, ästhetisch etwas zu wagen; König Lear habe zum Beispiel immer wieder zu außergewöhnlichen Filmen inspiriert, so von Grigori Kosinzev (1969), Peter Brook (1971) oder Akira Kurosawa (1985).
Ein besonderer Blick auf Shakespeare, vor allem auch auf ihn als Dichter der Sonette, wird auf Sätze&Schätze vorgestellt. Dort ist unter anderem ein kleiner Band aus dem Manesse Verlag von Tobias Döhring vorgestellt mit dem Titel „Wie er uns gefällt“. Der Band versammelt Gedichte „an und auf William Shakespeare“. Die ungeheure Bedeutung Shakespeares wird mit diesem Band dokumentiert, der 120 Gedichte vereint, die sich auf Shakespeare beziehen.
Shakespeare, der Größte, der uns in die Alltagssprache hineinrutscht, uns im Kino erwartet und noch immer ganze Gedichtbände provoziert – und der trotzdem geliebt wird!