Kirill Petrenko wird der neue Chefdirigent der Berliner Philharmoniker

Bereits im Mai sollte der Nachfolger von Sir Simon Rattle für die Position des Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker bekanntgegeben werden, doch auch nach langen Diskussionen konnten sich die Musiker nicht auf einen neuen Chefdirigenten einigen. Dass überhaupt die Musiker ihren Dirigenten wählen, ist in der musikalischen Welt der großen Orchester einzigartig – und im Mai führte diese Besonderheit zu Schwierigkeiten. Mit wem soll die Arbeit fortgesetzt werden? Gestern fiel nun die Wahl auf Kirill Petrenko, der noch bis 2018 die Geschicke der Bayerischen Staatsoper lenkt.

Auf dem Blog Gesamtkunstwerk, der sich vielfach mit der Bayerischen Staatsoper beschäftigt hat, ist von einer guten Wahl zu lesen. Die Hängepartie könnte so schnell vergessen werden. Allein für die Bayerische Staatsoper dürfte die bloße Ankündigung, dass Petrenko gehen wird, für Diskussionen sorgen, denn er steht unangefochten an der Spitze des Hauses und sein Weggang könnte bedeuten, dass jetzt grundsätzlich über die zukünftige Ausrichtung der Staatsoper nachgedacht werden müsse.

Manuel Brug hatte bereits am Sonntag, noch bevor die Entscheidung verkündet worden war, auf seinem Klassik-Blog der WELT spekuliert, dass Petrenko der Nachfolger Rattles werden könnte. Petrenko sei allerdings erst drei Mal, 2006, 2009 und 2012, mit dem Berliner Orchester aufgetreten, schreibt Brug. Vor allem aber, so hebt er hervor, sei darunter kein sinfonisches Werk des Kernrepertoires gewesen. Petrenko ist bislang vor allem als Operndirigent hervorgetreten. Von einem „hochmerkwürdigen Fall“ spricht Brug deshalb. Das Orchester werde sich jedenfalls wandeln, auch in seiner Außendarstellung: Rattle war in den Medien äußerst präsent, Petrenko dagegen gibt schon seit geraumer Zeit keine Interviews mehr – er gilt als scheu.

Als einen Kompromiss sieht dagegen Sascha Krieger auf dem Blog Stage and Screen die Wahl. Als Favoriten waren vielerorts Christian Thielemann, der die Dresdner Staatskapelle leitet, und Andris Nelsons, Dirigent des Boston Symphony Orchestra, gehandelt worden. Petrenko sei eine Wahl, so Krieger, mit der sowohl Traditionalisten als auch Reformer leben könnten, ein typischer Kompromiss eben – und keine mutige Entscheidung. Die Wahl sei sehr sympathisch, aber keine Richtungsentscheidung, sondern nun bleibe abzuwarten, wie der neue Dirigent ein Profil gewinnen werde.

Das Konzertpublikum muss sich jedenfalls gedulden, denn in der kommenden Spielzeit ist kein Konzert der Philharmoniker unter der Leitung Kirill Petrenkos vorgesehen.