Der Indiebookday 2015
Der Indiebookday fand am 21. März zum dritten Mal statt. Ziel des Indiebookdays ist es, die unabhängigen – oftmals kleinen – Verlage zu unterstützen. Der mairisch-Verlag hatte den Indiebookday 2013 ins Leben gerufen, und die Aktion stieß sofort auf großes Interesse. Auch in diesem Jahr gingen wieder viele Buchbegeisterte in die Buchläden, um Bücher der unabhängigen Verlage zu erwerben und anschließend ein Foto des Buches im Netz zu veröffentlichen. Und so findet man auf Facebook, bei Twitter oder in vielen Blogs seit ein paar Tagen zahlreiche Bilder, die geradezu ein Abbild der unabhängigen Verlagswelt in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind.
Einen Eindruck von der vielfältigen Verlags- und Literaturszene bekommt man beispielsweise bei LITAFFIN, wo die Bloggerinnen sich und ihre neu erworbenen Bücher zeigen, sie stammen vom Verbrecher Verlag, luxbooks, TRANSIT, der Frankfurter Verlagsanstalt und Nautilus Flugschrift.
Eine ganz besondere Beziehung hat der Blog We read Indie zum Indiebookday, denn er ist aus einer Begeisterung für die unabhängige Verlagslandschaft entstanden, die der Indiebookday entfacht hatte. Das Spektrum wird hier erweitert, die Bloggerinnen zeigen Bücher von: Kunstmann Verlag, Liebeskind, Büchergilde Gutenberg, Assoziation A, Unionsverlag, Kein & Aber, binooki, mairisch Verlag und Rogner & Bernhard.
Wer sich durch die zahlreichen Beiträge im Netz klickt, sieht nicht nur die vielfältige deutschsprachige Literatur- und Verlagswelt, sondern könnte auf die Idee kommen, die unabhängigen Verlage seien etabliert, also eine feste Größe im kollektiven Bewusstsein. So, wie sehr viele Menschen mit Indie-Pop, Indie-Rock etc. etwas verbinden, also eine Vorstellung davon haben, was mit dieser Bezeichnung „Indie“ gemeint sei. Muromez, der in Paderborn studiert, beschreibt eine andere Erfahrung. Schon im letzten Jahr sei seine Fahrt in die Innenstadt erfolglos gewesen. Die Buchläden, die er aufsuchte, hatten vom Indiebookday noch nie gehört, und selbst in den großen Buchhandlungen lagen keine Bücher unabhängiger Verlage aus. Ist die Indie-Literatur doch nur eine Randerscheinung für wenige Bloggerinnen und Blogger in Berlin, Hamburg und München? Oder ist das eher ein Problem, das manche Buchhandlungen betrifft, die sich um die kleinen Verlage nicht kümmern, sondern nur die Literatur der großen Häuser im Programm haben?
Und wer, so ließe sich zugespitzt fragen, braucht eigentlich noch die Verlage und Buchläden? Am 22. März verkündete der Blog Onlinemarktplatz, dass Poppy J. Anderson als die erste deutsche Self-Publishing-Autorin nun mehr als eine Million Bücher im Selbstverlag verkauft habe. Die Autorin wird ebenfalls als „Indie-Autorin“ bezeichnet, doch ihre Bücher erscheinen eben nicht bei einem Indie-Verlag und sie werden nicht in den regionalen Buchgeschäften verkauft, sondern bei Amazon. Bei dieser Form des Publizierens handelt es sich also um einen Bereich, der mit der Indie-Literatur, für die der Indiebookday sich stark machen möchte, kaum etwas zu tun hat. Allerdings zeigt sich auch hier, wie vielfältig die Literaturlandschaft ist und wie vielfältig die Werbe- und Vertriebswege, die es ermöglichen, ohne einen großen Verlag im Rücken, ein großes Publikum zu erreichen.
Florian Freistetter, der regelmäßig für die Science Blogs schreibt, will weder auf Amazon verzichten, noch auf die Buchläden in den Innenstädten. Gerade für wissenschaftliche Literatur und überhaupt Literatur, die ein spezielles Fachgebiet betrifft, seien nun einmal die großen Internethändler im Vorteil, da sie über eine ganz andere Logistik verfügen. Kleine Buchläden können in diesem Bereich gar nicht konkurrieren. Freistetter sieht die Vorzüge der Buchläden eher in deren lokalen Angeboten, wie zum Beispiel Lesungen, die sie organisieren, oder die Möglichkeit für die Kunden, ganz ungeplante Entdeckungen zu machen.
Auf dem Blog Herzdamengeschichten wird der Indiebookday genauso genutzt. Maximilian Buddenbohm hat das Buch „Mein Vater ist Putzfrau“ von Saphia Azzeddine ausgewählt und er schreibt dazu: „von dem Buch habe ich bisher noch nichts gehört oder gesehen, egal, das macht ja nichts.“